Schleuderrabattaktionen, Lebensmittel die zu Hauf im Müll landen. Auf der anderen Seite eine so hohe Nachfrage an regionalen Produkten wie noch nie. Bäuerinnen und Bauern brauchen Unterstützung, um die hohe Qualität unserer Lebensmittel auch weiterhin zu garantieren.
Tonnen an Lebensmitteln landen tagtäglich allein bei uns in Österreich im Müll. Der Handel lockt Kundinnen und Kunden mit Schleuderaktionen, die in keiner Relation mehr zu dem eigentlichen Produkt und seinen Produktionskosten stehen. Gleichzeitig interessierten sich noch nie so viele Menschen dafür, wo ihre Produkte herkommen und wie sie produziert werden. „Wir leben in ambivalenten Zeiten und beinahe täglich stelle ich mir die Frage, was unsere Lebensmittel heute eigentlich noch wert sind“, so Präs. Rupert Quehenberger, Obmann des Salzburger Bauernbundes. „Wir sollten stolz auf die hohe Qualität unserer Lebensmittel sein und unser oberstes Ziel muss es sein, diese auch in Zukunft zu erhalten. Dazu braucht es ein klares Bekenntnis von allen Seiten zu unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft“, so Quehenberger.
Gleiche Regeln für Importe
„Sowohl in Österreich als auch in Europa werden die Standards für die Bäuerinnen und Bauern immer weiter angehoben. Bereits jetzt sind unsere österreichischen Landwirte Vorreiter was das Tierwohl sowie den Pflanzen- und Umweltschutz betrifft. Gleichzeitig ist es nach wie vor möglich, ausländische Produkte, die unter ganz anderen Bedingungen erzeugt wurden und bei weitem nicht die österreichischen Qualitätsstandards erfüllen zu billigen Preisen zu importieren. Hier ist der Gesetzgeber gefordert und muss sicherstellen, dass auch für Importe gelten muss, was für unsere Produkte gilt“, so Quehenberger.
Lebensmitteleinzelhandel muss sich zu Leistung der Bäuerinnen und Bauern bekennen
Jedes Jahr werden unsere Lebensmittel teurer, die Verlierer in der Wertschöpfungskette sind ganz klar die Bäuerinnen und Bauern. „Während die Lebensmitteleinzelhandel und Produzenten ihre Gewinne immer weiter steigern, kommt davon kaum etwas bei uns Landwirten an. Gleichzeitig werden die Bäuerinnen und Bauern laufend mit neuen Forderungen des Handels konfrontiert, hier denke ich etwa an die Produktionsbedingungen oder das Tierwohl“, so Quehenberger, der eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe einfordert.
„Darüber hinaus muss sich der Handel endlich zu einer verlässlichen Herkunftskennzeichnung bekennen. Nicht nur einmal passiert es Konsumenten, dass sie bewusst nach ‚österreichischen‘ Produkten greifen, in dem Bewusstsein, etwas Gutes für die Regionen und auch für ihre Familien zu tun, und in denen dann gar kein Österreich drinnen ist“, so Quehenberger.
Konsumentinnen und Konsumenten müssen ihre Verantwortung wahrnehmen
Aber auch die Konsumentinnen und Konsumenten müssen in die Pflicht genommen werden. „Jeder muss sich bewusst machen, dass er bzw. sie mit ihrem Einkauf ein Zeichen setzt. Und damit muss auch klar sein, dass es nicht funktionieren kann, auf der einen Seite immer mehr Tierwohl und bessere Rahmenbedingungen zu fordern, aber gleichzeitig im Supermarktregal zum ausländischen Billig-Hendl um 1,99 Euro zu greifen. So können unsere Bäuerinnen und Bauern auf Dauer nicht überleben“, so Quehenberger. „Wie in allen Bereichen bedeutet eine Verbesserung der Rahmenbedingungen auch in der Landwirtschaft höhere Kosten. So kostet Bio allein in der Produktion um etwa 30 Prozent mehr. Diese Mehrkosten können nicht die Landwirte tragen.“
Lebensmittelverschwendung reduzieren
„Erschreckend ist es auch sich zu verdeutlichen, wieviele Lebensmittel bei uns in Österreich tagtäglich im Müll landen. Jährlich werden fast 1 Mio. Tonnen Lebensmittel in Österreich verschwendet, rund 60% davon allein in Privathaushalten“, zeigt Quehenberger auf. „Hier braucht es eine gezielte Information der Kunden und des Handels, aber auch ein Umdenken.“ Müssen die Supermarktregale bis zum Ladenschluss bis oben hin gefüllt sein? Ist es wirklich notwendig, soviel einzukaufen? Stimmt die Lagerung der Lebensmittel zu Hause? Und wie gehe ich richtig mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum um? „Lebensmittel sind ein hohes Gut und wir sollten achtsam mit ihnen umgehen. Auch wenn wir in einer Zeit des Überflusses Leben, sollten wir uns den Wert von Lebensmitteln wieder täglich ins Bewusstsein rufen“, so Quehenberger abschließend.
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