Anfang Dezember wurde der „European Young Farmers Award“ vergeben. In der Kategorie „Bestes Digitales Projekt” konnten sich Lisa Rieder und Herbert Astl aus dem Pinzgau mit “Farmlifes – Farmcode” durchsetzen.
Herbert, ihr habt mit eurem Projekt Farmlifes – Farmcode den Preis für das beste digitale Projekt beim europäischen Kongress der Junglandwirte gewonnen. Erst einmal herzliche Gratulation dazu. Kannst du uns den Farmcode kurz vorstellen?
Danke, wir freuen uns wirklich sehr über diesen Preis. Seitdem wir uns im Jahr 2017 selbständig gemacht haben war es unser Ziel, die Kommunikation für die Landwirte zu vereinfachen und ihnen ein Tool zur Verfügung zu stellen, mit dem sie sich schnell und unkompliziert untereinander vernetzen und vom vielfältigen Wissen der Gemeinschaft profitieren können. Dafür wollten wir die vielen Vorteile der digitalen Welt nutzen und haben unser Unternehmen Farmlifes gegründet. Farmcode ist nun eine Weiterentwicklung dieser Idee. Ein einfach zu nutzendes Tool soll den Bäuerinnen und Bauern ermöglichen, ganz leicht mit ihren Kunden in Kontakt zu treten.
Wie kann das funktionieren?
Wir haben einen QR-Code-Siegel entwickelt, den die Landwirte auf ihren Produkten anbringen können und der es den Kunden ermöglicht, durch das Einscannen des Codes den Weg des jeweiligen Produktes nachzuverfolgen. Damit können sich die Bäuerinnen und Bauern vorstellen und die gute Qualität ihrer Produkte hervorheben. Gleichzeitig ermöglicht es den Konsumenten auch einen Blick hinter die Kulissen. Viele wissen gar nicht mehr was und auch wer hinter den Produkten, die sie täglich Essen steht und wie diese erzeugt werden. Dem wollen wir mit Farmcodes entgegenwirken.
Ihr wollt also ein neues Bild der Landwirtschaft in der Bevölkerung prägen?
Genau. Mit Farmlifes setzen wir uns für eine Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung ein. Die Landwirtschaft in Österreich ist so vielfältig wie auch wir Menschen, die dahinterstehen und wir wollen zeigen, dass Landwirtschaft so viel mehr ist als das verzerrte Bild, das in der Werbung von uns gezeichnet wird. Man darf nie vergessen, dass Landwirte auch Unternehmer sind und mit den Erlösen aus der Landwirtschaft ihre Familien ernähren. Viele Menschen beschweren sich laut über das Tierwohl und dabei haben sie oft keine Ahnung, was dieses Wort eigentlich bedeutet. Artgerechte Tierhaltung und nachhaltige Bewirtschaftung der Felder ist für die meisten Landwirte bereits selbstverständlich.
Wo findet man den Farmcode bereits?
Farmcode wird aktuell bereits von einigen Pinzgauer Direktvermarktern im Testbetrieb verwendet. Bis Mitte 2022 wollen wir die Testphase beenden und in den Echtbetrieb gehen.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Farmlifes zu gründen?
Für uns war es immer selbstverständlich, mit unserem Umfeld über die Probleme der Landwirtschaft zu reden und immer wieder kamen wir zu der Frage, was getan werden muss, damit sich etwas verändert. Ich habe eingangs unseren Grundgedanken, die Kommunikation für die Landwirte zu vereinfachen schon erklärt. Dafür haben wir – nach dem Vorbild von Plattformen wie Facebook – Farmlifes gegründet. Es ist ein soziales Netzwerk, in dem sich Bäuerinnen und Bauern vernetzen. Sie können untereinander Fragen stellen und sich auf jede erdenkliche Art und Weise unterstützen. Gleichzeitig ist es auch möglich, sich über Farmlifes mit diversen Organisationen, Verbänden und Vereinen zu verknüpfen und mit ihnen Informationen auszutauschen und den Kommunikationsfluss am Laufen zu halten.
Wie viele Mitglieder habt ihr bereits?
Aktuell nutzen an die 3.900 Landwirte unsere Plattform, es gibt bereits über 600 Hofprofile. Regional kommen die meisten unserer User aus Salzburg, Tirol und dem angrenzenden Bayern. Aber unser Netzwerk umspannt mittlerweile schon ganz Österreich und auch Südtirol. Besonders freut es uns, dass wir nahezu täglich positive Rückmeldungen erhalten. Sowohl die Bäuerinnen und Bauern als auch viele Unternehmen kommen auf uns zu und sind begeistert von unserer Idee und ihrer Umsetzung.
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