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Der Wert der Landwirtschaft

  • Claudia Hude
  • vor 2 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Seit September ist Franz Wieser Kammeramtsdirektor der LK Salzburg. Der gebürtige Pinzgauer bringt Erfahrung aus Politik, Verwaltung und bäuerlicher Praxis mit. Heute spricht er über seine Ziele, die Zukunft der Kammer und die Herausforderungen.

 

Der neue Kammeramtsdirektor Franz Wieser möchte die LK Salzburg finanziell, strukturell und inhaltlich zukunftsfit aufstellen. Gerade wird das Budget für das Jahr 2026 erstellt. Foto: LK Salzburg
Der neue Kammeramtsdirektor Franz Wieser möchte die LK Salzburg finanziell, strukturell und inhaltlich zukunftsfit aufstellen. Gerade wird das Budget für das Jahr 2026 erstellt. Foto: LK Salzburg

Herr Direktor, was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt – und wie prägt Ihr eigener Hintergrund als Bergbauernsohn Ihren Zugang zur Landwirtschaft?

Wieser: Ich habe in meinem Leben schon viele berufliche Stationen absolviert. Egal ob beim ORF, als Landesleiter der Landjugend, in meiner Funktion als Büroleiter der Landesräte Eisl und Schwaiger oder als Leiter des Landesmedienzentrums habe ich nie meine bäuerlichen Wurzeln vergessen. Mit meiner Erfahrung und meinem bäuerlichen Hausverstand kann ich die Themen der Salzburger Land- und Forstwirte gemeinsam mit dem Präsidium an den richtigen Stellen positionieren und in Zukunft viel bewegen.

 

Welche Themen möchten Sie in den kommenden Jahren vorrangig anpacken, um die Landwirtschaftskammer zukunftsfit zu machen?

Der erste Schritt um die Kammer finanziell, strukturell und inhaltlich aufzustellen ist das Budget für 2026, das Ende November in der Vollversammlung behandelt wird. Mein Ziel ist es, auch die Eckpfeiler für das Jahr 2027 zu skizzieren und ein Personalpaket zu schnüren. Wichtig ist mir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei aktiv miteinzubinden – sie sind unser größtes Kapital.

Zudem müssen wir die Kammer inhaltlich weiterentwickeln. Themen wie Digitalisierung, künstliche Intelligenz oder die künftige Versorgungssicherheit werden auch in der Landwirtschaft immer bedeutender. Wir müssen uns heute darauf vorbereiten, wie Arbeit und Beratung in zehn Jahren aussehen werden.

 

Die Landwirtschaftskammer ist Interessenvertretung, Dienstleisterin und Vermittlerin zwischen Politik und Praxis. Wie wollen Sie diese Rollen künftig ausbalancieren – und wie soll die Kammer noch „näher bei den Leuten“ sein?

Wir setzen auf eine klare Aufgabenteilung. Auf der einen Seite steht die Beratung der Bäuerinnen und Bauern vor Ort, auf der anderen Seite die Interessenvertretung auf allen politischen Ebenen. In der Beratung und als direkte Anlaufstelle sind die Bezirksbauernkammern und ihre kompetenten Mitarbeiter/innen das Aushängeschild. „Näher bei den Leuten“ bedeutet für mich: zuhören, ansprechbar sein und Entscheidungen nachvollziehbar erklären.

Gleichzeitig müssen wir Themen aus Salzburg heraus bis nach Wien und Brüssel tragen. Die jüngsten Verhandlungserfolge zur EU-Entwaldungsverordnung haben gezeigt, dass wir auch von Salzburg heraus viel bewegen können und wie wichtig eine gute Vernetzung ist.

 

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Salzburger Landwirtschaft?

Die Themen sind sehr vielfältig. Egal ob Bürokratie, Förderungen oder die Arbeitsbelastung, in Summe steht immer die Zukunft der Höfe im Mittelpunkt. Denn auch in der Landwirtschaft wird sich – wie in allen anderen Bereichen auch – die Arbeitsrealität verändern.

Gerade auf EU-Ebene haben wir viele Herausforderungen. Zentral wird sein, wie die Verhandlungen zur neuen Förderperiode abgeschlossen werden. Auch die Themen Lebensmittel- und Versorgungssicherheit und der Erhalt landwirtschaftlicher Flächen ist von großer Bedeutung. Für uns ist klar: Landwirtschaft muss wirtschaften. Die EU ist am Holzweg, wenn sie Dinge auf den Weg bringen will, die Stillstand und Rückschritt bedeuten wie etwa die Entwaldungsverordnung.

Wir müssen darauf achten, dass Bürokratie begrenzt bleibt und die Land- und Forstwirte ihre eigentliche Arbeit tun können.

 

Welche Auswirkung hat die Struktur der Salzburger Landwirtschaft auf diese Themen?

Die Bäuerinnen und Bauern in Salzburg bewirtschaften ihre Höfe zur Hälfte im Nebenerwerb. Gerade in Regionen, in denen die Bewirtschaftung schwieriger ist, trägt dieser wesentlich zur Wirtschaftlichkeit und damit auch zum Fortbestand der Höfe bei.

Ein weiteres Spezifikum ist, dass viele Betriebe mehrere betriebliche Standbeine haben, wie etwa die Direktvermarktung oder die Vermietung im Rahmen von Urlaub am Bauernhof. Damit können die Landwirte Einkommen lukrieren und Perspektiven entwickeln, um ihre Betriebe stabil in die Zukunft zu führen. Die Kammer unterstützt dabei, geeignete Möglichkeiten zu finden, Betriebsstrukturen so zu gestalten, dass Arbeit, Freizeit und Familie vereinbar bleiben und die Höfe zukunftsfähig aufgestellt werden.

 

Auch der Gesellschaft wird eine wichtige Rolle zukommen?

Eine unserer wichtigsten Aufgaben wird es sein, die Bevölkerung in Zukunft noch stärker mitzunehmen und ihr Bewusstsein für die Landwirtschaft zu schärfen. Wir werden sie über den Wert der Landwirtschaft informieren müssen und ihnen zeigen, welche Leistungen Bäuerinnen und Bauern erbringen. Denn viele Menschen wissen heute gar nicht mehr, was die Landwirtschaft wirklich leistet und was bäuerliche Arbeit bedeutet. Wir müssen noch stärker als bisher rausgehen, in Schulen, auf Veranstaltungen, und zeigen, welchen Wert regionale Lebensmittel haben und wohin sich unsere Kulturlandschaft entwickeln wird, wenn die Bäuerinnen und Bauern ihre Höfe aufgeben. Wenn uns das gelingt, werden wir sehr viel bewegen können.

 

Wenn Sie in fünf Jahren zurückblicken – woran würden Sie den Erfolg messen? Und was möchten Sie den Bäuerinnen und Bauern mit auf den Weg geben?

Wenn die Landwirtschaftskammer finanziell solide dasteht, die Beratung stark genutzt wird, die Digitalisierung spürbare Vorteile bringt und die Bäuerinnen und Bauern sagen: „Ihr vertretet uns gut“, dann haben wir vieles richtig gemacht.

Ich wünsche mir, dass die Betriebe auch in herausfordernden Zeiten zuversichtlich bleiben – wir sie aktiv auf dem Weg der Veränderung begleiten dürfen.

 
 
 

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