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Claudia Hude

Kurzsichtige Sichtweise und ein fatales Zeichen

Die jüngsten Entscheidungen im EU-Parlament zur Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) stellen alle Bemühungen zur Biomasseverwendung der Vergangenheit in Frage.



"Eine kurzsichtige Sichtweise und ein fatales Zeichen vor allem in der aktuell angespannten geopolitischen Lage. Dass Holz aus dem Wald nicht mehr als erneuerbar gelten soll", zeigt sich Rudolf Rosenstatter bestürzt. Foto: Salzburger Bauernbund/Manuel Horn

Der „Green Deal“ der EU sieht vor, dass die gesamte EU bis 2050 klimaneutral wird. Dazu gibt es auch die Initiative „Fit for 55“, die wiederum vorsieht, die Nettotreibhausgasemissionen um 55 % bis 2030 gegenüber 1990 zu senken. Die Änderung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (Renewable Energy Direktiv –RED III) ist Teil dieser Initiative. RED III legt fest, welche erneuerbaren Energieformen die Nationalstaaten einsetzen sowie fördern dürfen und welche Kriterien dabei zu beachten sind, um ihre Erneuerbare-Energien-Ziele zu erreichen. Betroffen ist hiervon auch die Biomasse. Das EU-Parlament hat sich dafür ausgesprochen, dass die direkte Nutzung von Biomasse aus dem Wald zur Energieerzeugung in der staatlichen Bilanzierung nicht mehr als erneuerbar angerechnet werden kann.


Fatales Zeichen in angespannter Lage

Es wird die Verwendung von Biomasse zur Energieerzeugung auch als nicht nachhaltig eingestuft. Dadurch wird die Förderung von Biomasseheizwerken bzw. KWK-Anlagen eingeschränkt und es soll die Nutzung von Biomasse aus dem Wald in den nächsten Jahren auf die durchschnittliche Nutzung der letzten Jahre eingefroren und danach reduziert werden. Im Gegenzug dazu wird Atomenergie als Übergangstechnologie als nachhaltig und damit auch förderbar eingestuft. Viele fragen sich nun, wie so etwas geschehen kann, dass weder die Unterschiede der Waldausstattung und Waldbewirtschaftung in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten berücksichtigt werden noch dem gesunden Menschenverstand entsprochen wird. "Eine kurzsichtige Sichtweise und ein fatales Zeichen vor allem in der aktuell angespannten geopolitischen Lage. Dass Holz aus dem Wald nicht mehr als erneuerbar gelten soll, ist eine rein ideologische Entscheidung und ignoriert die Tatsache, dass wir Waldbauernfamilien unsere Wälder laufend verjüngen und klimafit machen", zeigt sich Rudolf Rosenstatter, Obmann des Waldverband Österreich und des Waldverband Salzburg, über das Abstimmungsergebnis zutiefst bestürzt.


Weitreichende Auswirkungen "Leider sind vielen Vertretern im EU-Parlament die weitreichenden Folgen und negativen Auswirkungen ihrer Entscheidungen für die rund 16 Millionen europäischen Familienwaldbetriebe aber auch jeden einzelnen EU-Bürger nicht immer bewusst. Die EU beraubt sich damit selbst um einen wertvollen Mitstreiter im Kampf gegen die Klimakrise und einer wichtigen Technologie auf dem Weg zur Klimaneutralität. Zusätzlich werden die durch diese Entscheidung verminderten Einkommensmöglichkeiten der Familienwaldbetriebe bei der Urproduktion auch den Holzmarkt nicht unbeeindruckt lassen," so Rosenstatter.

Klimaneutralität bis 2050?

Rosenstatter weiter: "Vor dem Hintergrund der aktuellen energiepolitischen Lage ist diese Entscheidung geradezu eine Farce. Die EU fordert mehr Unabhängigkeit von Putins Gas, am besten noch heute. Bis 2030 sollen mindestens 40% unserer Energie aus erneuerbaren Energiequellen stammen und bis 2050 soll die Klimaneutralität erreicht sein. Alles notwendige aber sehr ambitionierte und hehre Ziele, die nur mit der Nutzung aller uns zur Verfügung stehenden erneuerbaren Energiequellen erreicht werden können. Dazu zählt auch das vor unseren Haustüren nachwachsende und nachhaltig verfügbare Holz. Ich hoffe darauf, dass diese Sichtweise in den Trilogverhandlungen zwischen EU-Kommission, EU-Parlament und dem Rat richtiggestellt und Holz als wichtige und wieder völlig erneuerbare Energieform anerkannt wird."

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