- Claudia Hude
Klares Bekenntnis zur produzierenden Land- und Forstwirtschaft
Nach dem „Ja“ zum Gesetz zur Wiederherstellung der Natur erwartet sich MEP Simone Schmiedtbauer nun ein klares Bekenntnis zur produzierenden Land- und Forstwirtschaft in Österreich und Europa.

BAUERNZEITUNG: Frau Schmiedtbauer, Sie wurden zur neuen Präsidentin der überparteilichen Arbeitsgruppe „Jagd, Biodiversität und ländlicher Raum“ im Europaparlament gewählt. Welche neuen Aufgaben kommen damit auf Sie zu?
Schmiedtbauer: Als Präsidentin der Arbeitsgruppe koordiniere ich die Arbeit von 124 Europaabgeordneten bei den Themen Jagd, Biodiversität und ländlicher Raum. Ich freue mich sehr auf diese neue Aufgabe. Ich bin selbst Land- und Forstwirtin, ehemalige Bürgermeisterin, Jägerin und komme vom Land. Daher ist der rote Faden meiner Arbeit in Brüssel klar definiert: Ich mache Politik für unsere heimischen Familienbetriebe, für eine zukunftsträchtige Land- und Forstwirtschaft, für unsere Jäger, die Holzwirtschaft, die Gemeinden und den ländlichen Raum. Und zwar immer. Meine neue Funktion möchte ich dazu nutzen, die Interessen des ländlichen Raums in Brüssel noch sichtbarer und unsere Standpunkte einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es gilt die positive Rolle der Jagd, aber auch des gesamten ländlichen Raums für den Umwelt- und Artenschutz hervorheben. Wir müssen aktiv unsere Geschichten erzählen und darüber aufklären, was Jägerinnen und Jäger durch die Habitatpflege leisten. Es gilt, Klischees abzubauen und unsere wichtige Rolle beim Erhalt von intakten Lebensräumen und gesunden Wildbeständen in Europa in den Vordergrund zu stellen.
Im Europäischen Parlament wurde der umstrittene Gesetzesvorschlag zur Wiederherstellung der Natur mit knapper Mehrheit angenommen. Warum haben Sie gegen dieses Gesetz gestimmt?
Wir Land- und Forstwirte leben und arbeiten in und mit der Natur. Niemand weiß so gut über die Bedeutung von einem stabilen Klima und einer intakten Natur wie wir. Daher sage ich auch ganz klar: Ja zur Wiederherstellung der Natur, Nein zum Gesetz zur Wiederherstellung der Natur. Wir Europaabgeordneten wurden gewählt, um komplexe Entscheidungen im Sinne unserer Wählerinnen und Wähler zu treffen. Wir wurden nicht gewählt, um Überschriften zu lesen und dann einem Gesetzesvorschlag zuzustimmen weil er einen klingenden Namen hat, wenn man dafür Applaus von einigen einschlägigen NGOs bekommt oder weil die Absicht dahinter gut ist. Die Mehrheit hat aus den falschen Gründen für ein schlechtes Gesetz gestimmt, mit dem wir Klima und Umwelt ganz sicher keinen Gefallen tun. Wir gehen jetzt in die Verhandlungen zwischen den EU-Mitgliedsstaaten, der EU-Kommission und dem Europaparlament. Ich hoffe, dass wir hier noch einiges entschärfen und Fehler im Gesetzesvorschlag verbessern können.
Wie sehen Sie die Chancen, nach dem Resultat im Parlament noch Verbesserungen erreichen zu können?
Durch Änderungsanträge der Europäischen Volkspartei konnten bereits in der Abstimmung im Europaparlament einige wichtige Punkte entschärft werden. Wir haben etwa klargemacht, dass es eine Finanzierung für die Renaturierungsvorhaben braucht. Dieses Geld darf aber nicht aus bestehenden Agrartöpfen kommen, sonst müsste sich die Land- und Forstwirtschaft ihre Entschädigung ja selbst bezahlen. Außerdem haben wir festgehalten, dass es übergeordnete Ziele, wie die Ernährungssicherheit, gibt, die man nicht außer Acht lassen darf. Trotzdem sind wir noch nicht am Ziel und es braucht weitere, dringende Verbesserungen. Von der österreichischen Verhandlerin im Rat, Leonore Gewessler, erwarte ich mir jetzt ein klares Bekenntnis zu einer produzierenden EU-Land- und Forstwirtschaft, einer regionalen Lebensmittelversorgung, einer nachhaltigen Rohstoffwende mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz und Klima- und Umweltschutz mit Hausverstand.