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  • Claudia Hude

Bio-Sektor soll ausgebaut und gestärkt werden

EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer hat als Vorsitzende die Verhandlungen über den neuen EU-Bio-Aktionsplan geführt und eine 100-%ige Zustimmung über alle Fraktionen hinweg erhalten. Viele Länder wollen dem Vorbild Österreich folgen.



„Es braucht in der Zukunft beides: Bio und die konventionelle Landwirtschaft. Wir dürfen uns nicht auseinander dividieren lassen“, so MEP Simone Schmiedtbauer. Foto: Schmiedtbauer/CStrobl

Bauernzeitung: Frau Schmiedtbauer, Sie haben für den Bio-Aktionsplan eine 100-%ige Zustimmung im zuständigen Ausschuss erhalten. Ein großer Erfolg der seinesgleichen sucht. Wie haben Sie es geschafft, alle Fraktionen hinter sich zu einigen?

Simone Schmiedtbauer: Als Chefverhandlerin des Europaparlamentes ist es mir natürlich eine besondere Ehre, dass „mein“ Bericht eine hundertprozentige Zustimmung gefunden hat. Das ist wirklich selten und freut mich daher sehr. Am meisten freut es mich aber, dass es uns gelungen ist, die Interessen von uns Landwirtinnen und Landwirten in den Mittelpunkt des Berichtes zu rücken. Ich möchte auch meinen Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Fraktionen danken, die sich in den Verhandlungen konstruktiv eingebracht haben und bei dem Bio-Aktionsplan ideologische Unterschiede zugunsten von gesundem Hausverstand zurückgestellt haben. Denn im Kern sind wir uns einig, dass wir den Bio-Sektor in Europa ausbauen und stärken wollen. Dieser Erfolg zeigt mir wieder einmal: Das Persönliche, das Menschliche beim Miteinander mit anderen, das bringt viel, auch beim Verhandeln.


Welchen Stellenwert hat Bio in Österreich bzw. in der EU?

In Österreich ist der Stellenwert der Bio-Landwirtschaft bereits sehr hoch. Wir Österreicher sind Spitzenreiter in der Bio-Landwirtschaft, denn bei uns werden bereits über ein Viertel der landwirtschaftlichen Flächen biologisch bewirtschaftet. In anderen Ländern ist das noch eine deutlich einstellige Prozentzahl. Trotzdem wächst der Stellenwert von Bio in Europa und andere Länder wollen dem österreichischen Beispiel folgen. Daher fordern wir im Bio-Aktionsplan auch maßgeschneiderte, nationale Lösungen zum Ausbau des Bio-Sektors, jeder hat seinen Weg und braucht seine Zeit.


Was sind Ihre Visionen für die Zukunft der Bio-Landwirtschaft?

Ich würde mir wünschen, dass die Bio-Landwirtschaft in Europa weiter wächst und auch in anderen Ländern in Zukunft eine noch größere Rolle spielt, so wie es in Österreich bereits der Fall ist. 2023, mit dem Start der neuen GAP Periode, wird es erfahrungsgemäß wieder einen Anstieg von Bio-Betrieben geben. In Österreich wird Bio also trotz des ohnehin schon hohen Levels weiter wachsen. Wichtig ist mir auch zu betonen, dass zukunftsgerichtete Landwirtschaft nicht nur Bio sein muss und kann. Ich bin selbst konventionelle Landwirtin und weiß ganz genau, dass wir auch in der konventionellen Landwirtschaft gesunde, hochqualitative Lebensmittel mit hohen Tierwohlstandards erzeugen. Es braucht auch in Zukunft beides: Bio-Landwirtschaft und konventionelle Landwirtschaft. Sind wir uns ehrlich: Wir sind nur noch so wenige. Wir dürfen uns nicht auseinander dividieren lassen.


Salzburg ist ja auch österreichweit Bio-Land Nummer 1. Inwieweit betrifft der EU Bio-Aktionsplan die Salzburger Landwirte und beeinflusst ihre Arbeit?

Der EU Bio-Aktionsplan zielt darauf ab, dass im Bio-Sektor das Angebot und die Nachfrage gleichsam wachsen. Es braucht also Maßnahmen, um die Nachfrage nach Bio zu erhöhen, damit mehr Bio-Landwirtschaft betrieben werden kann. Ein Beispiel dafür ist der EU-Bio-Award, bei dem ich in der Jury sitzen darf. Dabei werden Bio-Pioniere entlang der Wertschöpfungskette ausgezeichnet, von Bio-Bauern bis hin zu Betreibern von Bio-Restaurants. Letztlich geht es nämlich auch beim Ausbau von Bio um die Wirtschaftlichkeit, und von einer höheren Nachfrage nach Bioprodukten profitieren die vielen Salzburger Landwirte, die bereits einen Bio-Betrieb führen, ebenso wie neue Bio-Betriebe. Auch der Ausbau der sogenannten „Grünen Beschaffung“, also dem Beschaffungswesen von öffentlichen Einrichtungen wie Landeskantinen oder ähnliches, ist ein wichtiger Punkt im Bio-Aktionsplan, der neue Absatzchancen für Bio-Landwirte schaffen wird.

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