Die Bäuerinnen und Bauern gehen mit gemischten Gefühlen in das neue Jahr. 2021 war geprägt von explodierenden Rohstoffpreisen, die deutliche Preissteigerungen bei Handelsdünger, Futtermittel, Strom, Diesel sowie Maschinen und Baustoffen nach sich zog. Diese Mehrkosten wurden nicht vom Handel abgegolten und mussten von den Landwirten selbst getragen werden.
Bäuerliche Produkte haben in den vergangenen Jahren deutlich an Beliebtheit zugelegt. Mit Bauernbrot, Eiern von glücklichen Hühnern die um die Ecke leben und österreichischen Würsteln kann man viel Geld verdienen. „Viele Konsumenten kaufen als regional ausgewiesene Produkte oft bewusst und gehen dann mit einem guten Gefühl aus dem Geschäft, da sie mit ihrem Einkauf einen Beitrag für die Wertschöpfung in den Regionen und etwas für die Gesundheit ihrer Familie getan haben. Leider ist das aber oft ein Trugschluss“, stellt der Obmann des Salzburger Bauernbundes Präs. Rupert Quehenberger fest. „Immer noch gibt es immer noch irreführende Bezeichnung und Werbemaßnahmen für Produkte und es stellt sich heraus, dass in der Österreichischen Butter keine österreichische Milch enthalten ist.“
Schlusslichter in Wertschöpfungskette
„Gleichzeitig ist es so, dass die Bäuerinnen und Bauern leider die Schlusslichter in der Wertschöpfungskette sind. Denn auf der einen Seite sind die Kosten für die Agrarprodukte gemessen an den Gesamtkosten der Verarbeiter sehr gering und zum anderen kommt nur wenig von dem, was die Konsumenten zahlen auch wirklich bei den Bäuerinnen und Bauern an“, so Quehenberger. „Der Anteil der Bauern an der Wertschöpfungskette ist deutlich gesunken, während die Anteile von Handel, Lebensmittelverarbeitern und auch der Gastronomie beständig angestiegen sind. Diese Entwicklung ist so nicht mehr hinzunehmen. Hier braucht es ein Umdenken“, so Quehenberger.
Steigende Kosten und Erwartungen abgelten
Gerade durch die Preissteigerungen am Rohstoffpreissektor sind im vergangenen Jahr erhebliche Mehrkosten auf die Landwirte zugekommen, die sich in der Preisgestaltung nicht niedergeschlagen haben. „Egal ob bei den Futtermitteln, Maschinen oder Düngern, unsere Bäuerinnen und Bauern mussten die Mehrkosten alleine stemmen. Das kann auf Dauer nicht sein“, sagt Quehenberger mit Nachdruck. Ein weiterer Kostentreiber für die Landwirte seien die stetig steigenden Erwartungen der Konsumenten an die Produktionsart. „Egal ob es um den Einsatz von Düngemitteln oder um die Tierhaltung geht wird den Bauern bereits jetzt vieles vorgeschrieben. Diese ständig steigenden Standards müssen auch finanziert werden“, so Quehenberger, der darauf hinweist, dass die Kosten für mehr Tierwohl bis zu 20 Prozent höher seien als bei den herkömmlichen Haltungsformen.
Aktionitis des Handels unangemessen
„Wir reagieren gerne auf die Wünsche der Konsumentinnen und Konsumenten. Wir fordern aber auch, dass diese ihren Teil der Verantwortung genauso wahrnehmen. Denn auf der einen Seite mehr Tierwohl fordern und auf der anderen um 1,99 Euro ein Hendl zu kaufen kann sich nicht ausgehen. Das muss jedem klar sein“, findet Quehenberger deutliche Worte. Aber natürlich muss auch der Handel in die Pflicht genommen werden. „Unsere Produkte sind hochqualitativ und werden gerade bei uns in Salzburg mit hoher Verantwortung erzeugt. Schleuderaktionen in Zeiten von steigenden Rohstoffpreisen sind ein Schlag ins Gesicht unserer Bäuerinnen und Bauern. Hier wünschen wir uns eine angemessene Preisgestaltung auf Augenhöhe und jene Wertschätzung, die unsere Produkte auch verdient haben.“
Landwirtschaft ist Teil der Lösung
„Wir Bäuerinnen und Bauern leben und arbeiten mit der Natur und sind es auch, die am stärksten von Klimawandel und Unwetterkatastrophen betroffen sind. Daher setzen wir uns aktiv für den Umweltschutz, die Biodiversität und den Erhalt unserer Kulturlandschaft ein. Die Landwirtschaft muss endlich als Teil der Lösung angesehen werden. Wir leisten tagtäglich unseren Beitrag zum großen Ganzen und geben unser Bestes, um hochqualitative und gesunde Lebensmittel zu erzeugen. Das muss auch endlich einmal gesehen werden“, fordert Quehenberger.
Comments