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Beständige Werte, neue Wege -  für die Bäuerinnen und Bauern

Claudia Hude

Dir. Alexandra Voithofer, Foto: Salzburger Bauernbund

 

Die Direktorin des Salzburger Bauernbundes Alexandra Voithofer wünscht sich im Gespräch mit der BauernZeitung mehr Wertschätzung und Anerkennung für die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern und erkennt eindeutige Parallelen zum Fußball was die Zahl an Experten betrifft.

 

Bauernzeitung: Liebe Alexandra, seit nunmehr fünf Jahren führst du die Geschicke des Salzburger Bauernbundes. Was hat sich in der Zeit bewegt?

VOITHOFER: Wir haben in diesen fünf Jahren viel erlebt, was bis dahin denkunmöglich war und uns alle geprägt hat. Ich denke dabei an Corona oder den Kriegsbeginn in der Ukraine. Teuerungen und die Unterbrechung internationaler Versorgungsrouten waren die Folge davon, aber auch, dass die Bedeutung der Versorgungssicherheit mit regionalen Lebensmitteln und damit die Wertschätzung bäuerlicher Produkte wieder deutlich gestiegen ist. 

 

Und dennoch hagelt es immer wieder Kritik für die Land- und Forstwirtschaft. Woran liegt das?

Ich habe oft das Gefühl, dass das ein bisschen wie im Fußball ist. Dort gibt es 9 Millionen Trainer, bei uns gibt es 9 Millionen Menschen, die genau wissen, wie ein Hof zu führen ist.

Fakt ist, dass nur noch knapp drei Prozent der Bevölkerung von einem Hof stammen und wirklich wissen, wie dort gelebt, gewirtschaftet und gearbeitet wird.

Fakt ist auch, dass wir Bäuerinnen und Bauern unseren Beruf gelernt haben und genau um die Komplexität unserer Aufgaben wissen. Wir wissen, wie wir nachhaltig wirtschaften, ohne unsere Natur und Umwelt zu schädigen. Wir wissen wie wir unsere Almen Wiesen, Felder und Wälder pflegen müssen, um die Schönheit unserer Natur, aber auch ihre Schutzfunktion für kommende Generationen zu erhalten. Und wir wissen um das Wohl unserer Tiere und was es braucht, um dieses zu erhalten. Es ist an der Zeit, dass unsere Kompetenz, ebenso wie unsere Arbeit anerkannt und wertgeschätzt werden.

 

Welchen Einfluss haben die Land- und Forstwirte auf die Gesellschaft?

Wir Bäuerinnen und Bauern sind zwar wenige, aber unsere Arbeit hat Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung. Egal ob im Bereich der Lebensmittel- und Rohstoffproduktion oder was den Erhalt und die Pflege unserer Kulturlandschaft betrifft. 

 

Wozu braucht es eine politische Vertretung und ist es wirklich notwendig, sich als Bauer bzw. Bäuerin politisch zu engagieren?

Aufgrund unserer Leistung für die Gesellschaft haben wir so viele Berührungspunkte mit der Politik wie kaum eine andere Berufsgruppe. Die Politik gestaltet den Rahmen unserer täglichen Arbeit und die Entscheidungen werden getroffen, egal ob mit oder ohne uns.

 

Welche Aufgabe hat dabei der Bauernbund?

Wir sind die stärkste bäuerliche Interessenvertretung. Unsere Funktionärinnen und Funktionäre arbeiten - von der Ortsgruppe bis hin in die EU - für die Bäuerinnen und Bauern. Wir vertreten die Land- und Forstwirte, setzen uns für die Umsetzung ihrer Interessen ein und arbeiten mit unserer Expertise daran, dass praxistaugliche Lösungen umgesetzt werden und nicht Entscheidungen vom Schreibtisch aus gefällt werden.

 

Worin siehst du die Größte Herausforderung für den Bauernbund in den kommenden Jahren?

Die Politik im Allgemeinen muss sich wieder auf ihre Kernkompetenz, nämlich das Gestalten, konzentrieren. Wir müssen wegkommen von ideologiegetriebenen Entscheidungen und polemischen Ankündigungen. Dabei ist es unser Anspruch als Bauernbund, die besten Köpfe an den richtigen Stellen zu haben und gemeinsam mit ihnen die Zukunft unserer Bäuerinnen und Bauern zu gestalten.

Und da gibt es viel zu tun. Unsere Gesellschaft ist einem Wandel unterlegen, die Technik ändert sich rasant, Ernährungstrends eröffnen ganz neue Wege und Geschäftsfelder.

Viele dieser Entwicklungen sind eine große Chance für die Land- und Forstwirte, gleichzeitig braucht es aber auch frühzeitig Konzepte, um den Umgang und den Rahmen abzustecken. 

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